Fromme Mythen
Träume dünken uns die Paradiese,
goldner Tropfen Dunst der Erdenhölle,
Lied, Gemurmel einer blauen Quelle
unterm dunklen Stöhnen im Verliese,
die erweckt aus ödestem Gerölle
eines Dichters Traum vom Paradiese.
Sollen wir sie fromme Lügen heißen,
Schleier, die vorm bleichen Antlitz wehen
den Verlornen, die am Abgrund stehen,
daß entrückt von ihrem milden Gleißen
sie gestirnt die Nacht des Todes sehen?
Fromme Mythen mögen sie uns heißen.
Sollen eitlen Wahns wir Dichter zeihen,
die den Atemschwund in Metren messen
und uns geben Schaum des Reims zu essen,
wenn wir nach der letzten Wegzehr schreien?
Nur wer unsre Ohnmacht hätt vergessen,
dürften eitlen Wahns wir rechtens zeihen.
Comments are closed.