Entseelt oder der Induktionsstrom eines Rätsels
Kannst etwa du, geistreicher Mensch,
du Schlaumeier vor der hohen Mauer,
wohinter die Hexe Glasharmonika spielt,
kannst du aus dem prallen Müllsack,
gefüllt mit Sägespänen, den Atem und Geist,
den großen, von weiser Rinde umschlossenen,
weitausgreifenden Willen zum Licht des Baums
erkennen, erahnen, wiederbeleben?
Die Seele starb dir vor Jahren dahin –
oder ist sie damals durch einen genitalen Schock,
die Induktionsladung liebeskranker Sphinx,
die fatale Einsicht in den niederen Rang deiner Träume,
den kalten Schlangenkuss des Schicksals
vor der Zeit in Ohnmachtsstarre gefallen?
Der Körper lebte einfach weiter so vor sich hin,
in den alten Routinen,
den geschmeidigen Atavismen
den Troglodyten-Automatismen –
o wie charmant die Verbeugung,
wie entzückend das Lächeln des Somnambulen!
Oder so wie ein Huhn, dem der Kopf abgehauen ward,
eine gute Strecke noch flatternd weiterwatschelt …
Welch ein Blitz, welch Gebrüll eines Cherubs,
welcher Peitschenhieb des Mistrals,
und die Nussschale des Talmi-Totseins knackte?
Vielleicht kehrt die Huld eines kindlichen Engels
die fleckigen Blätter, die sterilen Pollen, die Wahn-Blüten
deines entseelten Daseins
mit galant rechendem Fittich
unter den unechten Teppich
vor dem TV-Flat-Screen deiner Kleinbürgerwohnung.