Eifelpfade XXVII
Auf dem Nerother Kopf
Dem Andenken an die Brüder Robert und Karl Oelbermann,
die Gründer des Nerother Wandervogels
Alkäische Strophe
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Die Kleine Kyll umschlängelt den Buchenwald,
in seinen grünen Schatten verschanzt die Burg-
ruine Tag und Nacht dem Markt der
ruhlosen Menschen den Geist der Stille.
Hier baute König Johann von Luxemburg,
und listig griff die Veste sich Balduin,
der Treverer, der Daun besiegte,
Bischof von Trier mit dem Leu und Krummstab.
Dort liegen noch zerborstene Steine, moos-
bewachsene Zeugen des Lavastroms,
basaltne Hoffnung alter Mühlen,
Körner zu mahlen für karge Tische.
Die Mühlsteinhöhle, dämmriger Mutterschoß
dem Lichtkeim eines adligen Treueschwurs,
die Jugend rein zu wahren vorm
eitlen Zerreden der Sternennächte.
So gönnt den Wassern heimliches Lied im Grund,
der wilden Schwäne silberner Flügel soll
euch schreiben hoher Fahrten Sinn aufs
blaue Gewand des verglühten Abends.
Anmerkung:
Die Ruine auf dem Nerother Kopf nahe Neunkirchen in der Vulkaneifel war eine Trutzburg des Königs von Luxemburg, die das militärische Genie Balduins, des Erzbischofs von Trier, der einen Löwen in seinem Wappen trug, sich unterwarf. Unterhalb des mit dichtem Buchenwald bestandenen Vulkankegels fließt die Kleine Kyll. Die Mühlsteinhöhle zeugt von den kargen Zeiten, als hier Basalt abgebaut und zu Mühlsteinen verarbeitet wurde. Die legendäre Höhle erlangte weltweite Berühmtheit, nachdem in der Silvesternacht 1919/20 die Brüder Robert und Karl Oelbermann in ihr das feierliche Gelöbnis zur Gründung des Nerother Wandervogels abgelegt hatten, der die Jugend vom Geschwätz des Marktes und der politischen Pamphlete zur Stille edler Besinnung führen und zur Freiheit eigenen Gefühls und Wahrnehmens auf Wanderungen und großen Fahrten anleiten will. Das Bundeszeichen zeigt einen wilden, silbernen Schwan auf blauem Tuch.
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