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Die zahmen Amazonen

21.03.2021

Sie wähnen sich des Dämons Bräute,
das Haar geschwenkt in schwarzen Wind,
zerkratzen sie sich ihre Häute,
und Anmut dunkelt, Blut wird Grind.

Ihr Mund ist welk von trübem Lallen,
betäubt ist ihnen Schmerz und Schoß,
sie wollen keinem Blick gefallen,
der unter Blättern legt sie bloß.

Sie peitschten gern wie Amazonen,
doch ihre Schenkel pressen nur
die Kissen, die wie Schwäne thronen
auf blauen Wogen aus Velours.

Abhold des Liedes Pollenschwirren,
macht würgen sie der Hauch der Nacht,
sie liegen, Mücken-Funken irren,
im Dunkel stumm, da Orpheus wacht.

Sie sehen sich als heiße Stuten,
die Mähnen flattern schlangenwild,
doch wenn des Morgens Rosen bluten,
umpfercht der Traum sie ungestillt.

Der spitzen Knospe ihrer Brüste
quillt keine Milch aus warmem Grund,
wie trockne Gräser öder Küste
verschmäht der Falter ihren Mund.

Wenn Horizonte weich verfließen,
umfassen sie des Pfeiles Schaft,
den zarten Täuberich zu schießen,
doch lähmt sein Gurren ihre Kraft.

Sie reiben Lippen, die nicht küssen,
am Mulch zerfetzter Verse lang,
den Durst, der ihr Gemüt zerrissen,
stillt ihnen keines Wassers Sang.

Sie sind nur zahme Amazonen,
der Blicke Pfeile trafen nicht,
sie neigen, bleiche Anemonen,
ihr müdes Haupt ins Dämmerlicht.

 

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