Die Unke
Die Angel kreischte und die Tür schlug zu.
In einer Krypta tropfte vom Gewölbe
Salpeterlicht, ein Knappe in einer Livree
aus fleckigem, roten Samt, die Fasanenfeder
an seinem Barett, sie wippte „Dich meine ich“,
zog ihn an einem dünnen Seidenfaden,
der aus dem Nabel ihm gesprossen war,
er war ja nackt, zur Mitte hin, wo golden
ein Thron erglänzte, auf diesem aber saß
die fette Unke und schluchzte Wiegenlieder,
die warmen Töne rannen an seiner Haut
herab, ein Saft von wilden süßen Beeren,
der Knappe wickelte die Seidenschnur
ihr zärtlich um das Horn, den Purpurauswuchs,
der aus der Stirn ihr ragte, sie aber sprach:
„Du kommst zur rechten Zeit, in deiner Küche
hat meiner Ratten Heer ja schon das Brot
der Unschuld halb zerfressen, und meiner Vipern
gespaltene Flammenzungen umlecken jetzt
den Schoß der Liebsten, die aufzuckt unter ihnen
und fast vergeht. Nun nimm, was gnädig wir
dir zugedacht, den blauen Becher, kennst du
den schönen noch, den einst beglückt dein Ahn
an seinen Mund geführt, und trink, o trinke,
des Lebens Wonne schwappt in ihm, das Blut,
das wieder dich erwärmt zu hohen Fahrten,
erblühter Lippen Duft und Liedes Kuß.“
Er trank den Becher aus und Rufe von Vögeln,
wie in der Nacht vom Waldbrand aufgescheucht,
zerfetzten, singende Dolche, ihm das Herz.
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