Die Tür steht offen
Die Tür steht offen.
Du trittst nicht ein.
Als hättest du etwas vergessen.
So kommt einer außer Atem
und schaut auf die Tafel und findet den Namen und klingelt –
und tritt nicht ein,
und der Drücker summt und summt …
Vielleicht vergaß er die Blumen, das Geschenk –
vielleicht meinte er, er habe die falsche Jacke an
oder die Jacke mit der falschen Farbe …
Als wärst du ein Kind,
aufgerufen, vor die Klasse zu treten,
und du stehst da in der Einsamkeit deines Zitterns,
und der Lehrer flüstert wie aus Träumen:
„O flaumenweiche Zeit der dunkeln Frühe“,
und du stotterst: „Dunkel, dunkel …“
Die Tür steht offen.
Du trittst nicht ein.
Als wolltest du im Traum ein Ticket lösen,
und der Schalterbeamte fragt dich nach dem Reiseziel –
und du weißt es nicht …
du weißt es nicht.
Oder du vermisst deinen Koffer,
ohne den du nicht reisen kannst,
den Koffer mit den Geschenken für deine Gastgeber,
die dich erwarten,
den Koffer mit all den Büchern,
die du noch lesen musst …
(Als wäre die Tür eine Frage,
und nur mit dem gewinnenden Lächeln,
der selbstsicheren Haltung,
dem bezwingenden Blick
schlüpftest du hindurch.)
Die Tür steht offen.
Auf der Schwelle kauert ein Salamander.
Reglos, erstarrt, ausgestopft.
(War es damals, als die Gartentür hinter dir knarzte,
und die laue Luft hob dich,
trug dich in den Abend,
und den von Abenteuern Durchnässten
hüllte Großmutter in den Mantel duftender Kräuter?)
Die Tür steht offen.
Du trittst ein.
Ungefragt,
zeichenlos,
namenlos.
Der Salamander huscht dir über den Fuß.
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