Die Tauben des Horaz
Me fabulosae Volture in Apulo
nutricis extra limina Pulliae
ludo fatigatumque somno
fronde nova puerum palumbes
Texere
Ein Märchen war’s, am Berghang Apuliens,
entflohn der Amme, bergender Schwelle fern,
vom Spielen müde, schlummernd schon, da
hüllten den Knaben mit frischen Zweigen
die Tauben
Horaz, Carmina 3, 4, 9–13
Wer sandte sie, mit Huld ihn zu umgürten,
den Knaben unter dämmergrünen Lauben,
dem schlummernden die hellen Turteltauben,
mit Lorbeer ihn zu hüllen und mit Myrten?
Ein Schaudern überkommt die treuen Hirten,
wenn Wölfe ihnen zarte Lämmer rauben,
ihm wölbten märchenhaft sich Himmelsgauben,
daß Stürme seine Träumerei nicht wirrten.
Du sagst, es waren gnädig die Kamenen,
die schon am Kind das Wunder offenbaren
und bangen Sinn an Wolkensäulen lehnen.
Wer aber scharrt den Herzen, müden, grauen,
hinweg die Schwermut, welkes Laub von Jahren,
worunter sich die stummen Schreie stauen?
Comments are closed.