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Die schöne Täuschung

26.09.2014

Wie scheint mit einem Male
die Seele ganz verloren,
ganz zerstreut.

So sind die Splitter eines Apsis-Mosaiks,
von der Eisenfaust des Hasses
zermahlen und zerbombt,
rings ganz verweht –

Basalt des Altars, des Wasserbeckens Schiefer,
ein abgehauner Puttenkopf,
sinnlos ins Leere lächelnd,
und manches Heiltum –

sie ragen, schmerzend-unverständlich,
wie Male aus dem Schnee.

Wie scheinen wir so ganz zerflossen,
schäumig-nichtig wie in bunter Dose
der Kinder Seifenlauge,
mit heißem Mute gut geschüttelt –

wie kommt es Gnadenwunder gleich,
wenn Kunst der feinsten Lese,
kluger Tunke,
zwischen schmaler Zarge eines Wasserblättchens
dünnstes Zittern hochgespannt –

es löst, es wölbt
ein lebenstrunkner Hauch
zur heilen kugelrunden Glanzgestalt –

ein Sonnenblitz, und alle Farben leben,
ein Sonnenstich, und alle Täuschung platzt.

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