Die Schlafwandlerin
Schlafwandlerin am hellen Tag,
blaß schäumten dir die Herbstzeitlosen,
die Wangen schienen keusche Rosen,
wo Tau von süßen Nächten lag.
Und was du sagtest, weicher Hauch,
ist in der blauen Luft zergangen,
von deiner Lippen Purpurprangen
stieg bittrer Kräuter Silberrauch.
Du bist geschritten anmutleicht
auf schmalem Grat vor jähen Tiefen,
wo dir verlorene Seelen riefen,
doch hat ihr Ruf dich nicht erweicht.
Den du betört mit feuchtem Blick,
ging hin, zu sammeln schwarze Beeren,
die Süße deines Munds zu mehren,
und kam nie aus der Nacht zurück.
Und der getaucht tief in dein Haar,
hat Seufzer wie im Schlaf vernommen,
ist irren Lichtern nachgeschwommen
und sank wie in ein totes Maar.
Den du als Dichter wohl erkannt,
gabst Gift du ein mit wilden Küssen,
daß er, der Muse Hauch entrissen,
zu stummem Siechtum sei verbannt.
Doch als das Wimmern du gehört,
rief nicht ein Kind aus tiefstem Bangen,
Trost deiner Brüste zu erlangen,
bist du erwacht, von Gott verstört.
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