Die schlafende Muschel
Die schmalen Uferwege, wir sind sie gegangen,
wo Schilfe zum Spiele der Wellen sich schwangen,
gedämpft unser Wort, gedämpft unser Schritt.
Verbrannt war die Haut dir von südlichen Sonnen,
das Haar matt seiden, von Goldgarn durchsponnen,
die Muschel, die tönende, brachtest du mit.
Hielt ich sie ans Ohr, erfüllte es Brausen,
als riefen mich, die in Meergrotten hausen,
die grüngeschwänzten Nymphen ins Glück.
Ich, bleicher Knabe der schwarzblauen Maare,
aus nächtlichem Brunnen schöpft ich das klare,
das rieselnde Lied gab ich dir zurück.
Dort lag sie im Dunst, bang schwankende Fähre,
und über dem Wasser das Dunkel, die Leere,
ich sah noch, wie jäh sich dein Mantel gebauscht.
Die Muschel, sie schläft auf vergilbenden Briefen,
doch ist mir noch oft, als ob Meergeister riefen,
wenn fern aus Traumes Schilfen es rauscht.
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