Die rosige Luft dieses Dämmerns
Ihr aber plaudert im schattigen Garten, bewundert die Lilien,
Atmet die traumesschwangere Luft. Und alles willfahrt euch,
Mit einem Wimpernschlag, einem Lächeln, das heimliche Wünsche
Offenbart. Und Flaschen werden entkorkt, es verzieren
Vasen geschliffenen Glases, Vasen mit duftenden Blumen
Tische und farbige Kacheln, bemalte. Luftige Seide
Knistert um die Hüften der Frauen, die haben sich Blüten
In die üppig gelockten Haare gesteckt oder goldne,
Silberne Spangen, die Kranichen ähneln, Greifen und Schlangen.
Sanfter, weicher Wohlklang von zartgestrichenen Saiten –
Kindlich, fraulich, verträumt tönen fremdländische Lieder.
Du aber führst, männlich gereift, das Wort unter Männern.
Frauen lauschen dir gern, es schwillt auf der Stirn dir die Ader.
Meinungen gelten dir nichts, nur der Hauch zählt, nicht dürre Botschaft.
Mit den Worten zu spielen verstehst du, dich wiegend zu tänzeln.
Alles bewundert dich ob der Heiterkeit deiner Sinne,
Alles feiert die Nonchalence, die Anmut des Vortrags,
Nichts zu verkünden sei Gipfel der Freiheit, irenisch-ironische Weisheit.
Du aber schwebst in Wahrheit nackt überm Rasen des Gartens,
Siehst dicht vor Augen die Tautropfen perlen, krabbeln die Käfer,
Spürst, wie mählich du niedersinkst, das Kitzeln der Gräser,
Brennen giftiger Blütensäfte an den schutzlosen Lenden.
Plötzlich bist du ins dunkle Erdreich entrückt, und doch kannst du atmen,
Fühlen, sinnen. Du hörst überm wilden Herzschlage singen
Chöre, du weißt nicht, ob ihre Schönheit himmlisch oder satanisch.
Jetzt löst dein Bewusstsein sich auf in den Staub und die Asche
Jener, die singen, der Toten ohne Zahl, unschuldiger Kinder,
Frauen unerfüllter Sehnsucht des Lebens, Männern verlorener Ehre,
Kämpfend um zweifelhaftes Gut, geopfert für Lügen,
Mädchen, denen die Puppe entglitt beim Gesang der Sirenen.
Deine Gliedmaßen fühlst du entschränkt, die Arme, die Beine
Erdwärts wachsen sie nun, bilden Wurzeln und Fasern, sie knospen,
Saugen die Tränen der Toten. Der Fruchtknoten ichlosen Kopfes
Hat sich zur Wurzelknolle verdickt dir, einzelne Zweige
Recken zaghaft sich schon in die rosige Luft dieses Dämmerns.