Skip to content

Die Hühner im Garten Eden

27.06.2024

Loben das Huhn wir nicht nur für das Ei,
geht ja das Ei so leicht, ach, entzwei.
Für seine Küken sei es gepriesen,
gönnen wir ihnen noch sonnige Wiesen.
Daß wir nicht schimpflich schreddern die zarten,
fiepten sie ja schon zu Eden im Garten.

Waren sie nicht Veganer, die beiden,
Adam und Eva? Wer mag es entscheiden,
ob sie nur Früchte aßen vom Baum,
ob sie den Hühnchen rupften den Flaum?
Hierüber schweigen die Bibelgelehrten,
die jedes Verslein mit Glossen beschwerten.

Doch sind wir selbst Hermeneuten genug,
kundig zu deuten: Die Zeit vor dem Pflug,
all jenen Plagen und Ängsten und Sorgen,
kannte den strahlenden Weckruf am Morgen,
denn der Gespornte verabsäumte nie,
siegreich zu krähen sein Kikeriki.

Daß sie zu Ostern die Eier bemalten
und sie verbargen in Erdmutters Falten,
wo ihre Kindlein aufjauchzend sie fanden,
sei dummes Zeug, denn noch nicht erstanden
war ja der Herr, herrscht an uns ein Meister-
denker und Zensor poetischer Geister.
Wir aber wissen, ein Ostern war schon,
als Adam pflückte für Eva den Mohn,
um ihn zu streun auf die lieblichen Glieder –
tat sie die Augen auf, krähte es wieder.

Fragst du uns aber, was ist mit den Hasen,
da in der Bibel wir nichts davon lasen.
Nun, davon sagen uns weise Poeten:
Sanft hat die Henne die Hasen gebeten,
aus dem Gelege des Frühjahrs zu klauben
Eier genug, und in heimischen Lauben
zu kolorieren mit Punkten und Ringen,
dann sie in Körben zu Adam zu bringen,
daß er und Evchen sie schlau unter Hecken
zur Überraschung der Kleinen verstecken.

 

Comments are closed.

Top