Die getrübte Flut
Wenn ich ein Gedicht … mit Empfindung lese, so geht doch etwas in mir vor, was nicht vorgeht, wenn ich die Zeilen nur der Information wegen überfliege.
Ludwig Wittgenstein
Wie Diebe, die nur auf den Wert erpicht,
sie schmelzen die Geschmeide ein zu Brocken,
die Wohlgestalt kann ihren Blick nicht locken,
vergebens funkelt es, das goldne Licht –
die Krähe hat die Federn wüst gerupft,
die einer Taube zarten Leib umgaben,
um ihren Schnabel in das Fleisch zu graben,
der Flaum, wie er dahinsinkt, rot getupft –
so knacken sie wie Muscheln auf die Schalen,
die silbern dem Gedicht das Herz umhüllen,
und hastig schlürfen sie das helle Blut.
Es kann der leise Ton den Durst nicht stillen
den Rohen, die mit schrillen Phrasen prahlen –
wie trüben sie des klaren Sanges Flut.
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