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Die ferne Seele

20.05.2014

Während du auf dem Sofa die Welt
in hastigen Bilderbissen schlingst,
krabbelt eine dünne, blinde Spinne
müde an der Zimmerdecke
und gleitet jäh an ihrem Seidenfaden
in die Tiefe ihrer Einsamkeit.

Während deine Zunge
an der Tütensuppe schlabbert,
schwirrt ein grauer Falter aussichtslos
über den Asphalt des Autohofs,
unter dem die hehren Gladiolen,
die fetten Pfingstrosen und die stillen Astern
deiner Kindheit früh erstickten.

Während du im flimmernden Smartphone
dich über die Meridiane hinweg
per Google-Map in die All-Seele schwindelst,
gräbt mühsam sich ein Maulwurf
mit den tumben Schaufelpfoten
in dem Gärtchen, das du Heimat nanntest,
in die Rettung gaukelnde
Dunkelheit der Erde.

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