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Die Einsiedler

04.10.2022

Wir wollen nach den Hügeln ziehen,
wo süß die Traube schwillt,
magst mit mir aus der Wüste fliehen,
wo uns kein Lied mehr quillt.

Wir machen Rast bei der Kapelle,
der Muschel auf dem Hang,
wir sehen schon den Schaum der Welle,
und fern rauscht uns Gesang.

Es windet sich der Pfad durch Gärten,
wo Rosen Tau entzückt,
Waldtauben, unsre Weggefährten,
sind längst dem Blick entrückt.

Dort ragt die Eiche bei der Linde,
Laub rührt an Laub traumsacht,
das Harz tropft aus der dunklen Rinde
wie Honig in der Nacht.

Dort ist die Hütte, die ich meine,
Basalt, der Schiefer matt,
doch leuchtend rankt sich um die Steine
der Rebe Purpurblatt.

Hier können wir der Stille leben,
und ward die Liebe müd,
wird sie mit sanften Schatten schweben,
wenn stumm der Mond erglüht.

Und sind wir einsam auch zu zweien,
ein Kind ward uns gesandt,
dem Ochs und Esel benedeien,
hebt es die Segenshand.

Ob Blüten fallen oder Flocken,
uns wird der Tag zum Traum,
und wenn des Lebens Quellen stocken,
so spüren wir es kaum.

Und pochen einmal hohe Gäste
an unser morsches Tor,
so raffen wir die kargen Reste
und rücken Krüge vor,

die blaubemalten, und wir gießen
des edlen Weines Gold,
mag Liedes Glanz ins Dunkel fließen
wie eine Träne hold.

Und dürfen wir den Hohen sagen,
was uns das Herz gebot:
Allein soll keiner Trauer tragen,
gemeinsam sei der Tod.

 

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