Die alternde Kindfrau
Ein sanfter Strahl hat schon genügt, und feines
Lächeln, von dem sie selber nichts gewußt,
umspielte ihren weichen Mund.
Saß sie vorm Fenster, und es wehten Zweige
trunkne Schatten auf und nieder, beglänzte
Feuchte, der schon dunkelte, den Blick.
Hat ihr auch das Schicksal aufgebürdet
Scheite der Erinnerung, die Finger wie Fühler spreizend
trat sie lauschend auf den Saum der Nacht.
Das graue Haar rehbraun getönt, die blasse Wange
von zartem Rouge gehöht, blieb dunkle Glut,
die Sehnsucht kaum mehr schürt, das Herz.
„Wird nicht alles weniger“, so sprach sie öfters,
„wie das schimmernd trat hervor, das Bildnis
auf der Münze, abgegriffen vom Gebrauch?“
Ich sagte nichts, doch schmeckte Fadheit,
wie einer Frucht, die zuviel Sonne runzeln ließ,
und wässrig trieft der Lebenssaft.
„Die Namen auch, die Blüten süßen Dufts,
wir sahen nicht, daß Herbst sie wohl vergoldet
mit einem Licht, das Bitterkeit aus Pfützen trank.
Verschweigen wir, was unter Ranken uns geglüht,
der Wingert wurde aufgelassen,
ungekeltert blieb der stillen Hoffnung Wein.“
Ein sanfter Strahl hat schon genügt, und feines
Lächeln, von dem sie selber nichts gewußt,
umspielte ihren weichen Mund.
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