Des Volkes Sohn
Zog er nicht mit uns, als wir sangen,
hieß er nicht Volkes Sohn?
Weit hinter uns ist er gegangen,
ach ja, er hinkte schon.
Und als die Kinder Blüten streuten,
in Schleifen golden-blau,
damit sich Gottes Engel freuten,
bat er die Nacht um Tau.
Er kratzte Asche aus dem Herde
für eine Bauersmagd,
er schlief im Stall im Dunst der Pferde,
wo ihn kein Alb geplagt.
Doch schwangen Röcke, zuckten Beine
beim Tanz der Maiennacht,
war ihm, als ob die Erde weine,
die ihn mit Schorf bedacht.
Als er durch Feld und Wald gestrichen
und kam befleckt von Moos,
ist ihm das Hündchen nachgeschlichen,
die Seele heimatlos.
Er hat es in sein Herz geschlossen,
wieʼs äugte, Köpfchen schief,
es war so treu, stets unverdrossen,
und wachte, wo er schlief.
Doch hat man es ihm weggenommen,
gerecht ist ja das Amt,
er blieb verstummt, als wär verglommen,
was sanft sein Herz entflammt.
Am Abend saß er bei der Linde,
wie macht ihr Duft so krank,
ihm war, als ob man Kränze winde,
für einen, der ertrank.
Wir sahen ihn, als Schnee gefallen,
der Mond stand lilienbleich,
im lichten Flockenwirbel wallen
ins Dickicht um den Teich.
Er ist vom Weg wohl abgebogen,
kam nicht ins Dorf zurück.
Was hat ins Dunkel ihn gezogen,
warʼs Melusinen-Blick?
Den Hut sah man im Wasser kreisen.
War denn sein Herz so leer,
mußt er ins Blütenlose reisen?
Er kehrt nach Haus nicht mehr.
Nur einen Brief hat man gefunden,
fremd wie von Geisterhand,
voll Rätselranken, wirr gewunden,
die kein Gesetz mehr band.
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