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Der Vorhang ist gefallen

29.06.2023

Magst immer weiter du nur wandern,
die abgestreiften Häute laß den andern.

*

Fühle an den Wimpernspitzen
ferner Meere Muscheln blitzen.

*

Von grüner Verse Dämmerranken
laß erdwärts tropfen die Gedanken.

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Bewehrt ist auch der Liebe Mund mit Zähnen,
auch weiser Sermon macht uns schließlich gähnen.

*

Im Käfig mag die Nachtigall nicht singen,
der Phrasen Öl verklebt des Dichters Schwingen.

*

Hebst du den Block, siehst du hervor sie kriechen,
die Ungestalten und die geistig Siechen.

*

Horaz, geborgen im Sabinergut,
roch Fäulnis schon, die schwarze Flut.

*

Sie lauschten zwischen Schoß und Phallus dunkel
zwittriger Zungen Wahngemunkel.

*

Ist auch der Vorhang längst gefallen,
hört fern man noch Lears Geisterlallen.

*

Sie wollen Vater nicht, nicht Mutter heißen,
Kunstrasen ist, worein sie beißen.

*

Vorm Reim, wie wurde ihnen bang,
die Verse klopfen ohne Widerklang.

*

Das Lied der Anmut kommt aus Fernen,
der alte Adam kann’s nicht lernen.

*

Willst deine Tür du Heuchler nicht verschließen,
darf des Vandalen Tritt dich nicht verdrießen.

 

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