Der verschüttete Wein
Die Teichrohrsänger fühlen keine Not,
auch wenn ihr Nest der Kuckuck hat besucht –
doch ihrer kleinen Herzen Frucht ist tot.
Der bleiche Bote tut gesenkten Blickes kund,
verhangen sei nun aller Morgen diesem Volke –
man stopft für immer seinen Mund.
Der Totengräber wühlt sich aus dem Schoß
der dunklen Erde manches Schädels Grinsen –
bald sieht den Geist von allem Fleisch er bloß.
Der Lebemann hängt keck die Büstenhalter
seiner Damen an die Leine, an der er endlich
selber baumelt – ein trockner Dunkelfalter.
Der Leichtfuß, der mit Kindern mochte tollen
und gerne tanzen unter Lampionen –
dort humpelt er, sein Sporn ist ihm geschwollen.
Das Lästermaul auf alles, was den dunklen Gang
ihm hätte hochgehoben in das Lebenslicht –
er singt dort unten Hiobs bittern Lobgesang.
Der Radebrech vor trotzig-prallem Mieder
und spitzer Schnöselei – sein Adieu hat Charme,
hat, wie Wein verschüttet, süß gelallte Lieder.