Der schlaue Floh
Es war ein Flöhlein zart,
hat bitterlich gefroren,
das Weiche wurde hart,
es gab sich schon verloren.
Kein Vieh hat sich erbarmt,
sie wedeln’s aus den Ställen,
ein Engel hätt’s umarmt,
doch gehn sie nicht in Fellen.
Da hat der Floh erblickt
ein Hündchen einsam trotten,
sein Pelz hat ihn bestrickt,
zwar räudig und voll Zotten,
er tänzelt vor dem Hund.
Als hätt er Musengaben,
floß es aus seinem Mund,
wie Honig fließt aus Waben:
„Du schönes Fabeltier,
wie glänzt dein Aug, die Pfoten
sind samtene Polster vier,
wie seidenfein sich knoten
die Locken dir im Haar.
Laß mich am Ohr dir schmachten,
mit Hymnen wunderbar
in Schlaf dich wiegen, sachten.
Dein Hauch ist wie Parfüm,
gepreßt im fernen Osten
aus blauendem Geblüm,
das nur die Schönsten kosten.
So vornehm, wie du bist,
magst einen Floh dir halten,
der auch ein Sänger ist,
zu rühmen Lichtgestalten,
der Ahnen edlen Stamm,
dem Mond und Sonne glühten,
dich als das Kalligramm
aus seinen schönsten Blüten.“
Solch schmeichelndem Gesumm
kein Hund kann widerstehen,
von Lobgelalle dumm,
die Augen mußt verdrehen.
Und schwupp war schon der Floh
ihm in das Fell gedrungen;
der Hund ward sein nicht froh,
hat nie ein Lied gesungen.
Er zwickte ihm ins Ohr,
wie widrig war sein Schmatzen,
Vernichtung er ihm schwor,
doch half kein Schnappen, Kratzen.
Der Floh, er hat es warm,
die Musen, sie entschweben,
dumpf, ohne ihren Charme
geht hin ein Hundeleben.
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