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Der Schatten eines Gespenstes

10.06.2013

Dem Andenken an Max Beckmann

Was ist denn ein Vlies? Ein Lappen,
ein stinkendes Fell mit goldenem
Flitter bestreut, Heroen ein Schneuz-
tuch, Heroinen ein Tüchlein,
die falschen Tränen zu tupfen?

Zwischen den Sternen hellenischer Nacht –
es ächzen die Balken, es knacken die Masten –
schäumt die Argo ins Wahnland
blaugrüner, goldener Schatten.

Was ist denn ein Vlies? Im Einsatz
des Lebens, von Göttern gehetzt,
von Drachen phosphorbeschnaubt,
erhaschen wollen Mythenwisch,
ein Gespinst, ein Gespenst,
den Schatten eines Gespenstes?

Aufreißen die Siegel des Herzens,
schlürfen das Blut des Entblößten,
Gifte mischen mit geilen Hexen,
töten für Phantasmagorie,
zu steigern das flüchtige Leben?

Wenn das Schwert nicht mehr sich kreuzt
mit dem Zartsinn des weiblichen Fleisches,
verstummt die Musik von Mund und träumender Hand –
die in die ewige Bläue gereckte Leiter zerbricht.

Ein Kometenschweif kielt die Spur
für den Aufbruch ohne Wiederkehr.

Du aber klebst eine Eintagsfliege
am Honigpapier in der Küche,
ein wenig noch zitternd.

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