Der Schatten auf der Bank
Rheinanlagen vor der Insel Oberwerth, Koblenz
Über der schmalen Zunge des Rheins: Geschrei aus der Urzeit,
schwarze Lust des Vereins flackert ruhlos und schwirrt,
Meuten von Staren in den Kronen hoher Platanen.
Sie bezeugen das Licht Schatten dir auf der Bank.
Hocktest du denn wieder allein auf dem wackligen Bänkchen,
wo noch neulich geseufzt Lehárs Lisa im Traum?
Oder schwebte zur Seite dir ein anderer Schatten,
ungefragt dir geneigt, ungefragt dir entzweit?
Da erschrak die Sehnsucht in dir, als berührten Lippen
dich an der Schläfe, am Ohr, flüsternd wie aus Gebüsch,
dunkle Myrte, sirrendheiß. Du wolltest erwidern
Schönem mit schönem Gruß. Aber der Schatten entschwand.
Wurdest du dir nicht wiedergeboren in lichtenden Wehen,
zeugten die Rufe dich nicht, Sohn des weinguten Rheins?
Oder hockst du immer noch da an der nachtgrünen Lache,
wenn die Glocke vom Turm längst schon beschworen die Zeit?
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