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Der letzte Flug der Taube

07.01.2020

Im Dämmerlicht glitt ich gefiedert
ein Täuberich durch rote Ahornzweige,
vom Duft der welken Blätter blähte sich
mein weicher Hals. Des Lichtes letzte Tropfen,
an blauer Disteln Blütenspitzen zitternd,
sog ich mit hohlen Blicken in mein Herz.
Ich sank in einer krummen Eiche Wipfel
herab, um ihrer alten Seele moos-
gedämpftem Seufzen lange nachzulauschen.
Der laue Nachtwind, der mein Federkleid
berückte, brachte mir aus Rosenfernen
der Träume Schmerzenstau, geheimnisvoll
den Flüsterhauch verzagter Liebe von Lippen,
die zart verblaßt das Bild des Sommers rührt.
Gesprenkel böser Augen schien der Himmel
mir einer Schleiereule gefleckter Taft,
die trägen Herzens im dunklen Dickicht lauert,
und graut der Tag in stummer Schwingen Sturz
die Täubin schlägt, die sich im Grase duckte.
Der erste goldne Strahl ist mir Geheiß,
noch einmal an den alten Strom zu fliegen,
wo im Gestrüpp einst schwebte das Genist,
und leise, leise vor mich hin zu gurren,
dort wo die Liebe kam, die Liebe ging.

 

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