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Der große Strom

09.09.2024

Dieses Buch ist für solche geschrieben, die seinem Geist freundlich gegenüberstehen. Dieser Geist ist ein anderer als der des großen Stromes der europäischen und amerikanischen Zivilisation, in dem wir alle stehen. Dieser äußert sich in einem Fortschritt, in einem Bauen immer größerer und komplizierterer Strukturen, jener andere in einem Streben nach Klarheit und Durchsichtigkeit welcher Strukturen immer. Dieser will die Welt durch ihre Peripherie – in ihrer Mannigfaltigkeit – erfassen, jener in ihrem Zentrum – ihrem Wesen. Daher reiht dieser ein Gebilde an das andere, steigt quasi von Stufe zu Stufe immer weiter, während jener dort bleibt, wo er ist, und immer dasselbe erfassen will. (Philosophische Bemerkungen, Vorwort)

Ludwig Wittgenstein

 

Unruhe strebt vom Zentrum in die Weite.
Es nimmt am Grenzenlosen blindlings Maß,
wer eigner Herkunft Bild und Grund vergaß,
als ob zum Katarakt die Argo gleite.

Sie reißen Wurzeln aus gleich den Titanen,
errichten Türme bis zum Himmelszelt,
und dem Zement, auf daß er ewig hält,
vermengen sie die Knochen ihrer Ahnen.

Du aber sitzt am großen Strom, zu schauen,
wie trübe wird, voll Schlamm die träge Flut,
daß Sonnentages Bilder rasch ergrauen.

Auch Goethes Mond kann dich nicht mehr erweichen,
im Lied zu sagen, hier zu sein war gut,
siehst, Dichter, du im Strom sie treiben: Leichen.

 

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