Der Gnom auf dem Eisernen Steg
Auf dem Eisernen Steg warʼs,
wohlgemut bist du sonnwärts
dribbdebach stolziert,
die homerische Wendung wie einst ein Imperator
seinen Triumphbogen durchschreitend.
Und pardauz, du prallst gegen ein ratzig quietschendes Etwas,
das rollt dir über die Füße.
Ah, es ist das wilde Männlein wieder!
Der Purzelbäumling, der charmante,
der Zwergenbolt, der überspannte.
Rolle vorwärts, Rolle seitwärts,
und dabei furzgerade losgezischt.
Prallt gegen das Geländer, der Däumling,
grad wo mit tausend Schlössern
herzbetroffne Händchenhalter
die außeralltägliche Bundsymbolik ketten.
Rappelt sich schniefend hoch,
schwankt noch katzenwuschig sich wiegend,
steht da operettenkitschig im Kostüm
federbebuschten Musketiers, mit klirrenden Sporen
und dem Silbergefunkel des Säbelchens,
presst kokett das Händchen in die Hüfte
und Blitzeblicks sticht es dir ins Auge,
durch zwei Winzlingsfinger pfeiftʼs ʼnen Mäusepfiff.
Quatscht dich an, der Ratzefatz,
piept, quiekt, fiept zu dir hoch:
„Saumensch, Riesenrindviech, Ochs!
Hast Augen nur für dein elend Mitgesocks.
Augen für uns edle Gnomen hast du nicht.
Und doch wär Dienst am Zwergen Menschenpflicht.
Ist jedem Menschen doch seit Adams Zeiten,
ihn weckend-neckend durch des Lebens Labyrinth zu leiten,
als Schelmenspiegel seiner Seele zugesellt
ein Mini-Mensch, ein klitzekleiner Anti-Held.
Für dein Gutsein will er dir viel Heiterkeiten
in das Leben flößen, für all die Widerwärtigkeiten
dich mit Gift befüllen und deinen Traum mit bösem Alb.
Und weil du wieder mich gestoßen hast, du Mondeskalb,
such heut ich heim dir deinen Traum!“
Und er hatte kaum
ausgepiepst, schwupps, ward nicht mehr gesehn
dein holder Ungnom, dein Gnomenhold.
O ja, es war ein angstverschwitzter Traum die Nacht,
in dem es pestilenzialisch stank und roch,
wüst zitterte und schwankte der Eiserne Steg,
und Ekel würgte dich,
denn unter dir verdickte sich der braune Main,
starrend vor Schmutz und Schmand und Scheiß.