Der gestörte Mittagsschlaf
Kaum hat sich Michel ausgestreckt,
es ächzt die alte Chaiselongue,
die Zeitung hat er ausgewetzt,
wie gut es lüftet vom Balkon –
da brummt aus südlichen Gefilden
ein süßlicher Gefährte dumpf,
mein Michel träumt von Schaumgebilden,
Chimären ohne Rock und Strumpf –
da krabbelt was auf seinem Bauch,
der bläht sich wie ein Stoßgebet,
was ist das für ein frecher Gauch,
der sich zu stören untersteht
des deutschen Michels Mittagsschlaf,
das werden wir gleich sehen!
Schon schrickt der Schläfer aus dem Schlaf,
schon ist er auf den Zehen
und luchst, was wohl der Brummer tut,
der schleckt schon ohne jede Scham
und Achtung vor dem fremden Gut
vom aufgestemmten Bier den Rahm.
Und nimmt die Klatsche von der Wand,
es winkt ein Strafgericht dem Tiere.
Ein Schlag von meisterlicher Hand,
schon streckt der Schnorrer alle Viere.
Da wischt der Held vom Krug den Schaum,
leert ihn in einem Zuge.
Ihm schwant alsbald in wirrem Traum,
als ob in schwärmerischem Fluge
durchs offene Fenster immigriere
ein großer schwarzer Trauerchor
sympathetisch reger Tiere.
Ihm tönt Exotisches ins Ohr.
Summen sie aramäische Oden
um den schmerzlich Vermissten?
Sind das der Fliegen neuste Moden?
Oder sindʼs am Ende syrische Christen?
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