Der Gang zur Krippe
Und wenn wir schlafen, schweben leise Flocken,
und träumen wir noch Träume voller Bangen,
ertönen aus verschneitem Tal schon Glocken.
Erwachen wir, das Traumbild ist verhangen,
doch schläft die Welt, gehüllt in weiße Linnen,
verstummt die Stimmen, die dem Leben sangen.
So wollen wir auf eigne Fülle sinnen,
zu Bildern fliehen, die dem Blut entsteigen,
zu traurig-schönem Glanz, wenn Tränen rinnen.
Und finden wir im Bild, im Glanz nur Schweigen,
als wären wir im tiefsten Schnee begraben,
bleibt dürftig Hoffen: Tropft der Tau von Zweigen?
So öffnen wir, was wir verschlossen haben,
durchs Fenster wehen noch die fernen Töne,
die Schwelle glänzt von Himmels Blütengaben.
Wir suchen, wo ein Stern das Dunkel kröne,
und finden licht die Nacht um eine Krippe,
das Wort, das uns mit unserm Sein versöhne.
O Wort, du Tau auf trockner Menschenlippe.
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