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Der braune Gott

02.03.2023

Eine Erinnerung an T. S. Eliot

Der Herbst hat, ins raschelnde Kleid einer Pappel gehüllt,
umschmiegt von einer Birke schneeiger Lende,
den Heimatlosen, die es nicht sehen,
aufgespart ein südliches Licht.

Am Strom zwischen Schilf und Geröll
schürte die Alte im fleckigen Mantel eines Soldaten
Glut mit dem krummen eisernen Haken,
Funken flogen empor auf die blauen Fransen der Dämmerung,
und sie schüttelte wie schwärmerische Johanniskäfer sie ab,
es ächzten die moosfeuchten Scheite,
es seufzte das Weib, da sie sprühend zerbarsten.

Aber der Strom, der einsame Spiegel des Alls,
wälzte wie Schlamm die Sage des Ursprungs
der Mündung entgegen, auf daß sie mondgepeitschtes Rauschen ersticke.
Das Wahnbild der Wolken verwischte der Schaum seiner Qual,
Schutt und Bruch gebranntschatzten Lebens,
Mark und Gedärme ausgeweideten Wilds,
Reliquiensplitter, Wiegen und Puppen,
Betten und Särge, Bilder und Vasen,
riß er, der ewige Skamander, in den ewigen Untergang.

Warst du es, banger Knabe,
der scheu sich ans Feuer gehockt, um wachsam zu lauschen,
wie die Alte mit rissiger Lippe zu singen verstand?
War es nicht Zwitschern eher als Singen,
ihr Keuchen nicht wirres Flattern von Flügeln,
die sich erschrocken schwankenden Nestern entrangen,
ihr gespenstisches Gurren nicht Liedes dunkler Refrain,
das tödlich getroffen zur Erde getaumelt?

O greisenhafter Knabe, bist du es noch,
da alles einst Erschaute begrub unter sich
der Schnee des langen Winters, der danach kam und blieb,
den kein Hauch, keine Sonne zu schmelzen vermochte,
es nachzulallen, gedenkst du, Heimatloser,
am einsamen Fenster starrend in sternlose Nacht,
des fernen Stroms, des braunen Gotts,
wie der Dichter ihn nannte?

 

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