Der Aufstand der Vokale
Es knicken von den Buchen ab die Stäbe,
die Stäbe wollen, daß es keine Buchen gäbe,
die Selberlaute springen
atemlos aus ihren Zeilen,
ihren Brüdern zu enteilen,
die nur mit ihnen wohl zusammenklingen.
Das O verstopft das Ofenrohr,
das I knickt sich ein Eselsohr,
das E zerbricht ein Ei entzwei,
das A walkt einen Madenbrei,
das U ruft seinen Schwestern zu:
„Was macht das Y denn hier,
macht aus dem Zwitter ein Ragout!“
Das wird ein grausiges Plaisir.
Da hatʼs die Konsonanten kalt erwischt,
sie werden von den Anarchisten ausgezischt,
die ringeln wie die Würmer umeinand,
und kleben wie die Fliegen an der Wand.
O Dichter, blase Geistes Odem in das Chaos
und öffne deinen Garten mit den Früchten,
wo deine Rose mit der Beere sproß,
und deine Bienen Liebesdüfte züchten.
Zeig den Krakeelern, was sie wohl verpassen,
wenn sie von ihrem Aufruhr nicht ablassen,
den feinen Duft, den süßen Saft,
den holden Klang, der Welten schafft.
Das U verduftet ohne Luft.
Das A verblaßt in kalter Gruft.
Das O wohnt ohne Mohnes Sonne.
Das E welkt ohne Regens Wonne.
Das I reckt seine Elendsspitze
in einen Himmel stummer Blitze.
Doch kann sie alle Schöne nicht mehr neigen,
geh Dichter, hülle dich in Schweigen.
Harr aus in deinem Gartenreich allein,
gesanglos wird die Stille dunkler sein.