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Deiner Sehnsucht heiße Zunge

27.06.2013

Die Melodie erklingt,
und du gehst ihren Pfad,
wohin sie auch führe.

Durch Beete beschaulichen Gartens,
Labyrinthe an Koketterie und galanten Schöntuns
oder hoch auf die jähen Grate des Schnees
glitzernder Einsamkeit.

Die Melodie durchwandert dich,
ein glühender Pollen durch Venen,
ein sanfter Blitz die Nervenbahnen herab –
sie furcht den Kiel ihres Fernwehs
in der Erinnerung schäumende Wasser,
sie röten sich unter der grauen Gischt.

Weiter zieht sie mit dir,
weiter zieht sie dich
ins unvermessne Gelände –
gleich schwellenden Halmen
wellt es sich seitwärts,
wenn dein Schatten jagt
über jungfräuliche Matten.

Wie die feinnervigen Hände des Töpfers
modelliert die Melodie
dein unförmiges Fühlen
zu harmonisch gestuften Gebilden,
bauchigen Vasen der Tränen,
schlanken Karaffen,
die sich hoheitsvoll recken
wie starrende Reiher.

Und du wiederum knetest
mit geheimen Fingern des Ahnens und Liebens
die warme Materie der Zeit –
mit dem hellen Mund deiner Seele
schöpfst du aus dem Rieseln der Töne,
Schluck für Schluck,
was deiner Sehnsucht heiße Zunge
netzet und kühlt.

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