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Dein Weichtier sinniert

14.06.2012

Ich hasse den Mund, den Wärter, den Pförtner,
er öffnet, er schließt, ich habe nur Schlürfen und Schlucken.
Ich liebe den Mund, den Öffner, den Geber,
der mir die Geliebte warm und nass übergibt.

Der Urzeit denke ich nach, wenn das Sprech-Untier,
dem ich versklavt bin, schnarcht, der Freiheit,
in kühlen grünen Meerestiefen zu schwimmen,
berauscht von Algen, vom Korallenlichte betört.

In der Nacht treibt scharfer Atem mir über die Poren
Verdauungsgewölk. In schlaffer Fäulnis
gluckse ich friedlich, ledig der Fron,
der hohen Herrschaft emsig zu züngeln,

hin und wieder zu zittern, gedehnt und gestaucht.
Das peitscht mich, mein Verlies zu durchzucken,
hüpfend, spitzelnd nach Gaumen und Zahn.
Ewiges Faseln scheint dort draußen Gewinn.

Der Lohn der Fron heißt feuchten und schlecken –
das klebt und glitscht, das beißt und sticht.
Im Wechselfieber von sauer und süß, salzig und bitter
will ich nur eins: mich strecken und spucken.

Nur manchmal kehrt Mollusken-Urzeit wieder.
Dann schlüpft die Gespielin in meine Höhle.
Von Seufzern tropfend binden, lösen wir die Knoten
zärtlicher Raserei, bis Ohnmacht uns sättigt.

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