Das unverweste Wort
Als wär im weichen Abendlicht noch Leben
für matte Veilchen, die schon Schatten sind.
Als könnte uns ein Stern den Blick noch heben,
der längst am Star der Trübsal wurde blind.
Als könnten wir das Angesicht noch deuten,
ist auch das Bildnis schon vom Staub zersetzt.
Den Keim, den wir in dunkle Furchen streuten,
er ging nicht auf – daß Tränen ihn genetzt!
Hast, Dichter, du ein Wort, noch unverwest
vom Speichel und dem Lügenhauch der Lippe,
unangefault aufschimmernd wie das eine,
woran verlassene Liebe rasch genest,
o sag es. Prangen mag’s auf jenem Steine,
der einsam ragt, zerfiel auch dein Gerippe.
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