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Das Schöne übersteht

19.06.2017

Das Schöne übersteht den faulen Zauber.
Es weht in Lichtgirlanden stets vorbei,
weil es wie hüpfende Tupfer vor der Nase,
womit wir Kinder gern Herrn Nachbar neckten,
sich nicht fangen läßt.

Es lebt nur flüchtig an den Oberflächen
in Farben, Düften oder halb gemeinten,
halb geweinten Lauten, Sommersprossen,
Leberflecken auf der Wange eines Traums,
die beim Küssen schmilzt.

Es trippelt leise neben dir, ein Teichrohrsänger,
der keinen Grashalm knickt und sacht
die Füße setzt aufs tellergroße Rosenblatt,
das gerührt ein wenig schwankt im Teich.
Wie er heimlich schilpt!

Es ist so filigran und so diskret wie vage Schatten
auf Fenstern, wo Zweige sich im Winde wiegen,
wie Silbertaler, die Abendlicht ins Wasser wirft,
der jähe Traumgedanke eines goldnen Fischs,
der im Nu verlöscht.

Das Schöne sagt im Rosenduft „O tiefes Glück“,
„Nach oben falle!“ ruft es aus dem hohen Blau,
ins weiße Schweigen lockt sein Schneegefieder,
und glänzt die Wimper, sagt es „Liebe!“ – nicht,
„Liebe!“ sagst du selbst.

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