Das Lied des Lebens
Als Tropfen nachts auf Blatt und Blüte fielen,
und auch im Dunklen war ihr Klingen hell,
erregten Rhythmen uns in Wechselspielen,
als höbe, senkte sich ein sanfter Quell.
Wir sahen spiegelbildlich Blattes Spreiten
und Blüte, die mit Blüte sich verzahnt,
daß Ströme münden in den Meeresweiten,
hat uns ans Sängerglück Homers gemahnt.
Ja, noch die Gräser, die im Wind sich wellten,
sie machten fühlbar uns des Epos Gang,
und selbst die Schreie, die vom Abgrund gellten,
hat es verwandelt uns in Lobgesang.
Und Sappho sah in Augen dunkle Gluten
und hat gespiegelt sie im Gartenteich
von Versen, wo rings wilde Rosen bluten
und Veilchen weinen, von Selene bleich.
Und lagen wir vom Gras der Nacht umschlungen
und fühlten pochen Herz am Herzen heiß,
ist neben uns des Lebens Lied entsprungen,
ein klarer Quell, umkränzt von Edelweiß.
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