Das gemolkene Licht
Wir opferten kindlich Blumen der Göttin,
der mit dem blutenden Herzen Mariens,
der mit den tönenden Pfeilen Dianas,
die im Wurzelstock das goldene Antlitz verbarg
im Metternicher Gärtchen.
Ein Hündchen lief uns wedelnd mit,
das sprang, als du dich auf den Baumstumpf hocktest,
neckend dir auf den Schoß.
Warum, fragst du, denkt sich hier
alles so heiter?
Und lagen doch zwischen Lattich und Ampfer verstreut
ausgerupfte Federn –
das war der Fuchs oder ein anderer Räuber.
Warum, fragst du. Es war
des Lichtes Heiterkeit,
ein Licht, das von Blumenkelchen geschöpft war
oder vom Kirschrot der Mädchenlippen.
Es war die Milch des Lichts,
gemolken aus Wolkenzitzen
von den Rosenfingern der Camenen.
Haben wir sie denn getrunken,
sickerte sie in die Falten des Herzens,
hing sie ein Glitzern der Unschuld
wie Tau an den Wimpern?
Wir sammelten die weißen Federn
des Täubchens auf –
steckte ich nicht eine ins Haar dir? –
und die dünnen Knöchlein rafften wir zusammen
und legten sie einem Zauberrebus ähnlich
auf das Fenstersims des Küsters,
sein Töchterlein, die mit den frechen Brüsten
und dem Blitzen der Augen,
sollte sie finden.
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