Dana Gioia, The Lunatic, the Lover, and the Poet
The tales we tell are either false or true,
But neither purpose is the point. We weave
The fabric of our own existence out of words,
And the right story tells us who we are.
Perhaps it is the words that summon us.
The tale is often wiser than the teller.
There is no naked truth but what we wear.
So let me bring this story to our bed.
The world, I say, depends upon a spell
Spoken each night by lovers unaware
Of their own sorcery. In innocence
Or agony the same words must be said,
Or the raging moon will darken in the sky.
The night grow still. The winds of dawn expire.
And if I’m wrong, it cannot be by much.
We know our own existence came from touch,
The new soul summoned into life by lust.
And love’s shy tongue awakens in such fire—
Flesh against flesh and midnight whispering—
As if the only purpose of desire
Were to express its infinite unfolding.
And so, my love, we are two lunatics,
Secretaries to the wordless moon,
Lying awake, together or apart,
Transcribing every touch or aching absence
Into our endless, intimate palaver,
Body to body, naked to the night,
Appareled only in our utterance.
Der Narr, der Liebhaber und der Dichter
Wahr ist, was wir uns sagen, oder falsch,
doch darauf kommt es hier nicht an. Wir weben
das Netz des eignen Seins aus Worten, Worten,
das dicht Gewebte sagt uns, wer wir sind.
Es sind die Worte wohl, die uns ins Dasein rufen.
Die Sprache ist oft klüger als der Sprecher.
Nicht nackte Wahrheit zählt, nur was uns kleidet.
Laßt diese Sage mich aufs Bett euch legen.
Die Welt, sag ich, hängt ab vom Zauberspruch,
den Liebe nächtens spricht, und weiß selbst nicht
von ihrer Zauberkraft. In voller Unschuld
oder Todesangst muß gesagt es sein,
wenn nicht, wird zürnend sich der Mond verfinstern.
Die Nacht verstummt. Der Morgenwind verhaucht.
Und lieg ich falsch, dann nur um eine Spur.
Klar ist, Umarmung macht lebendig nur,
die neue Seele lockt ins Leben Lust.
Der Liebe scheue Zunge weckt dies Feuer –
Fleisch an Fleisch, und Mitternachtsgeflüster –
als wäre dem Verlangen einzig teuer,
sein grenzenloses Fluten auszudrücken.
So sind wir beide, Liebe, Zwillingsnarren,
Minister eines Mondes ohne Land,
wach liegend, ob zusammen, ob allein,
beides: Berührung, Schmerz der Trennungszeit
verwandelnd in ein endlos-trautes Plaudern,
Leib an Leib, Entblößte vor der Nacht,
sind einzig Worte, Worte unser Kleid.
Rezitation durch den Autor:
https://www.youtube.com/watch?v=hibBJp1dduE
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