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Brief an den Verlag Rowohlt Hamburg zu dem Buch „Der Fortführer“ von Botho Strauß

17.04.2018

An die Herausgeber des Buches „Der Fortführer“ von Botho Strauß

Sehr geehrte Damen und Herren,

auf der Seite 42 des von Ihnen dankenswerterweise verlegten neuen Buches von Botho Strauß „Der Fortführer“ mußte ich als ehemals ins Große Latinum mit Brille und in kurzen Lederhosen hinaufgezüchteter Knabe den wohl im atemlosen Aufflug des Parnass-Adlers den Klauen entfallenen hasenpfotigen Greuel „scintillae acrissimae“ gewahren. Ich hoffe, man hat Ihnen schon von berufenerer Seite geflüstert, wie die korrekte Bildung lautet (scintillae acerrimae). Wenn schon dem von mir geschätzten Autor, der gerne einem ausgefuchsten Graecisten und Latinisten wie Rudolf Borchardt auf nahem Gipfel zuzuwinken geruht, dieses Mißgeschick horribile dictu unterlief – hatte auch das Lektorat Ihres berühmten Hauses bei der Prüfung dieser Stelle ein homerisches Schläfchen befallen?

Ein Buch, dessen Verdienst nicht zum wenigsten darin liegt, Tauben Noahs über den Sintflutabgrund deutscher Geschichte in ein verheißenes Land der Dichtung unter dem entrückten Blau Goethescher Heiterkeits- und Hamannscher Rätselwolken hinausschicken zu wollen, sollte mit keinem Makel behaftet sein, der seinen edlen Einband wie der Tintenklecks eines Schülers entstellt, der sich unter dem ins Schulzimmer dämmernden Sirren der Sommerabendschwalben am Nachsitzenmüssen beinahe träumerisch rächt.

 

Amerkung: Kein Mucks und keine Regung aus dem Verlag Rowohlt.


Ne spinae acerrimae, sed roris scintillae rosarum poetae animam lustrent.

Der Stachel nur, der peinliche, er sticht,
der Rose Schimmer war ein fahles Licht.

 

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