Beschämungen
Zehnjährig, in speckigen Lederhosen,
vor der grinsenden Klasse stehen
und, ein Nackter auf der Streckbank,
„laudo, laudas, laudat, laudamus“
stotternd herunterkonjugieren,
während die eigene Stimme
unterm Gejohle der Kameraden
dir wie das Knirschen der Kaffeemühle
auf Großmutters Schoß,
die sie wie eine Besessene dreht,
aus der Ecke widerklingt.
Hinter der Säule des Tanzpalastes stehen,
die Klänge rinnen, Tropfen heißen Öls,
in die saugende Muschel des Gehörs,
der Plastikefeu an den Wänden
schwitzt obszön die Sommerschwüle aus,
und sehen, wie sie sich mit einem Fremden
immer schneller im Kreise dreht,
den Schweif der Mähne, eine Fahne
des Aufruhrs, schwenkend, und ihren Schoß
trotzend an den seinen preßt,
während eine schmatzende Ameise
das zarte Blatt deines Hirnes
in der Mitte säuberlich durchtrennt.
Im dämonischen Glitzern des Schnees
durch die Buchenschlucht des Waldes stapfen,
neben dem eignen seufzenden Schritt
im selben Takt ein fremdes Seufzen hören,
und öffnet sich die letzte Schneise,
das glimmende Band des Stromes in der Tiefe
als nackten Wurm erkennen,
der sich durch die Landschaft
deiner tauben Seele frißt,
und der Schatten, der mitgewandert,
stürzt sich, eine schreiende Krähe,
nieder auf das Tier, es färbt sich rot,
wo der krumme Schnabel hackend,
immer wilder hackend wühlt.
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