Aus den Diarien von Atman III., Schopenhauers Pudel
Schon wieder sollt ich für die aale Worscht ihm tänzeln,
schon wieder meines Pudel-Männchens roten Zipfel recken –
musst wider seines Willens blindes Philisterium ihm blecken.
Möcht lieber um des Nachbarn Pudelinchen schwänzeln,
muss aber ihm die „Times“ flink aus dem Kasten klauben,
will mir mit Lesungen daraus den Glauben an die Menschen rauben.
Wenn er im Badezuber nackert-unschön pruste-speit,
schlappen meine Wuschelohren gern im Takt, er tät ihn weisen
mit seines Triefe-Schwammes Rubbel-Kreisen.
Hat die Zeitung wieder seinen Geist mit vitae taedium entweiht,
tät er mit seines öden Flötgetönes dilettantischen Brocken
mir widerwillig ein, zwei Tröpfchen süßlichen Pipis entlocken.
Englischer Hof alsdann, die Tische strotzen. Die Hühnersuppe dampft,
des Bratens Düfte steigen pudelwohl mir in das Tiergemüte –
doch dem alten Brahmanisten schlägt die Animalität auf das Gemüte.
Wähnt er doch, Menschheit, welche Tierheit fröhlich mampft,
müsst am End sich selbst verdauen und zum Ekel von sich scheiden –
tu um seine magenfade-würstellose Frugalitas ihn nicht beneiden.
In abstracto ist er allen wohlgesinnt, doch in concreto
nicht der kleinen Näherin, die hat in seinem Haus zu sehr gekiffen –
hat antibuddhoid und mehr als brachial ihr an die Händ gegriffen.
Die Empörte klagte vor Gericht – der Kammer galt kein Veto
eines hörgenervten Wüterichs. Jetzt müssen blechen
in der Stadt der Messen für pikierte Dämchen die ungalanten Frechen.
Abends vor dem Körbchengehen wollt er wieder peinlich mysteln,
möcht aus meinen trüben Blicken Pudels Kern verstehen
und in meinem gähnenden Gelangweiltsein Weltenwillen sehen.
Wär ich seinesgleichen, würd ich seiner leidʼgen Inszenierung etwas hüsteln –
ließ an der Schönen Aussicht Rosen wachsen, bunte Flaggen wehen,
würd mit schönen, klugen, sinnenfrohen Frauen mich in buntem Reigen drehen.