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Der Kuß des Abendrots

26.07.2020

Wir stiegen auf grünen Lichtes weichen Matten
aus Schluchten langer Qual und banger Nacht,
die weißen Blüten sagten uns, das Rieseln
klarer Wasser, was die scheue Lippe barg.
Und was uns bienenhell im Gras gesummt,
war ausgeschwirrt aus goldenen Traumes Waben.
Uns sandten aus dem Schneegeviert der Höhe
Rosen einer fremden Sonne fremden Duft,
der um den Dorn des Abschieds Flaum gewebt.
Wir hielten inne an dem Wegekreuz,
wo das Geröll ins Blütenlose starrte,
und saß ein Vogel auf dem Schmerzgebälk,
der sang, wie letzten Grußes liebes Winken
flog in die Laube der Dämmerung er heim.
Wie Falter, bunter Tanz im scherzenden Wind,
die ein Alpenwasser lieblich spiegelt,
wurden eins wir mit dem Geist des Bergs,
der blaue Himmelslust aus Wolken trinkt.
Wir fühlten Odem, hohen Schöpfers Mund,
der aus der Tiefe ruft die Lebensquellen.
Uns sog der sanfte Kuß des Abendrots
in süß verworrner Worte Rankenspiele.

 

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