Auf den Tod eines Sperlings
Keiner ist, es zu hüten, ein kleines Leben, scheu flügelnd
einsam in sternloser Nacht, hat es sich blindlings verirrt.
Spät erst hast du’s gehört, das klägliche, kindliche Fiepen,
das durch das Regenvlies drang, dunkel hinströmenden Samt.
Angelockt wohl vom dunstigen Schein deiner Lampe,
stürzte das flatternde Nichts, war doch ein Fenster gekippt,
in deine Loggia. Gefangen, sucht es, sucht es vergebens
sich einen Ausweg und fliegt aufwärts, sinkt abwärts zurück.
Du aber konntest zur Flucht ihm nicht mehr verhelfen,
hat auch zerrissen das Herz wieder und wieder sein Schrei.
Jählings, wie ward alles still, so still wie die orkische Tiefe,
wenn die Schatten gestillt Lethe mit bitterem Trank.
Und du gabst es verloren, bis im grauenden Dämmer,
ach. seine Schwestern so süß stimmten ihr Morgenlied an.
Da, als wollte er einmal, noch einmal mit ihrem verschmelzen,
tönte er schwach, sehr schwach, Sperling, dein sterbender Ruf.
Mittags endlich hast du dich doch überwunden und suchtest,
suchtest, bis du es fandst: Winzig, ein flauschiger Fleck,
lag das verendete Tier, schief ragte der gelbliche Schnabel,
der das Erdreich durchwühlt, Körner gepickt und den Wurm
der noch gestern im Grünen vom luftigen Dasein gezwitschert,
doch die Kralle, sie stach rätselstarr in die Luft.
Herz, sich selber genug, eine Welt, unter Federn verborgen,
zart wie die Knospe aus Schaum, grubest ins Erdreich du ein.
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