Ariadne auf Naxos
Kam der neue Gott gegangen,
hingegeben war ich stumm.
(Hugo von Hofmannsthal, Libretto zur Oper von Richard Strauss)
Verschmachtend liegt die Schöne an dem Strand,
im Inselschilfe dämmert rings die Welle,
und lüstern lüpft der Wind ihr das Gewand.
Najadenanmut schäumt aus Porphyrquelle,
Dryade rankt ihr Flüstern um ein Reis,
und Echo legt es auf der Lippen Schwelle.
Doch Ariadnes Herz ist starr wie Eis,
weil Theseus sie verriet, ist es erfroren,
und weder Seufzen süß noch Hauchen heiß
kann Tropfen wecken in den tauben Poren.
Und einer Muschel Leere fühlt ihr Schoß,
die Perle schmolz, vom Kuß des Monds geboren.
Da glänzt im Abendrot das dunkle Moos,
als hätte seinen Purpurwein vergossen
der wilde Gott, der singt, Dionysos.
Und sie erwacht, zum Tode schon entschlossen,
und er erglüht, wie einer Traube Blut
ist er in eines Herzens Grab geflossen.
Die Gottheit kommt in hoher Flammenflut,
doch wer mag, sterbensmüd, sie überstehen,
und stumm sich geben nicht der schönen Glut –
o Aschen, die stumm ins blaue Nichts verwehen.
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