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Alba

26.12.2019

Ach weh,
bist du noch immer wach,
mir träumte von dem grünen See,
wo wir die Jugendzeit verbracht,
da fiel mit einem Male Schnee,
dir war von Flocken weiß das Haar
und deine Tränen sprachen klar,
daß unser Sommer vorüber war.
Nun naht der Tag.

Ach weh,
sind, Liebster, wir auch alt,
und unser Sommer ist vorbei,
entstellt die schöne Wohlgestalt,
brach unsre Liebe nicht entzwei,
ich sah in dieser Nacht, wie leicht
das Blattwerk unterm Mondlicht bleicht,
doch hatʼs mein Herz noch nicht erreicht.
Nun naht der Tag.

Ach weh,
im alten Garten sah die Glut
ich reifer Frucht im dunklen Laub,
wie tat die Dämmerung uns gut,
betaute sie des Herzens Staub.
Es sprühten Funken wunderbar,
bot sich der Mücken Lichtkreis dar,
warʼs deiner Küsse Bienenschar?
Nun naht der Tag.

Ach weh,
lieh, Liebster, uns die Nacht ein Nest,
von weicher Träume Gras gefüllt,
uns blieb von Sommerduft ein Rest,
das graue Haupt wär uns verhüllt,
das Winter aus dem Brachfeld hebt.
Auch eine bleiche Lippe bebt,
die Blume, auf der Nachttau schwebt.
Nun naht der Tag.

 

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