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Abschiedsschimmer

27.03.2021

Dem Andenken an Hildegard Hilten

Was war es, das ans Ufer dir gehoben
der Geist des Wassers, sahest wohl die Blasen
aus grünem Grunde Melusine loben,
des Schilfes Blüten, bleich von Fäulnisgasen.
Du wandtest dich, und unter Mondes Schwanken
verfingst du dich in trüben Sinnes Ranken.

Was war es, das in abendlichem Grauen
sich aufgetan wie Knospen, Schmerz der Tiefen,
als würden Augen dir entgegenblauen
von Wesen, die im schwarzen Maare schliefen.
Und als sich deine Lippen öffnen wollten,
erstarb der Laut, der ihrem Glanz gegolten.

Was war es, das auf Veilchen, Rosenblüten,
verstreut von Kindern, und du warst mit ihnen,
wie Engel, die ein wundes Herz behüten,
vorbeiglitt unter Wolkenbaldachinen.
Es stiegen mit den süßen Flammen Düfte,
die blauen Hymnen in die Abendlüfte.

Was war es, das im dunklen Sterbezimmer,
nur weiße Lilien wachten, euch zu leuchten,
auf treue Augen hob den Abschiedsschimmer,
als du dich beugtest, ihr den Mund zu feuchten.
Du hast die dürren Finger ihr umwunden
mit jenem Kranz der Rosen und der Wunden.

 

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