Abschied Hand in Hand
Dann klammern wir uns wie Kinder,
wenn es dunkelt, aneinander,
schmiegen uns wie Vögel ins Gefieder
und bilden des Abschieds Brücke
mit Hand und Hand.
Einmal führte uns dein Schritt,
einmal der meine,
wir spürten es kaum,
da wir Schulter an Schulter
ins Dunkel glitten.
Ich mußte nichts sagen,
sah ich nur deine Augen,
du mußtest nichts fragen,
als der Weg durch Schatten,
immer tiefer durch Schatten stieg.
Der Weg war lang und steinig,
Zweige klatschten Dornen ins Gesicht,
bis sich die Höhe lichtete
und milde Luft von unteren Wassern quoll.
Dort steht die alte Bank am Eichenbaum,
da lauschen lange wir den Mythen
des hohen sternenschönen Lebens,
die sein Laub mit Purpurtönen haucht.
Wir sehen auf gewelltem Band
des grünen Wassers im Tal
Blätter, Zweige, Früchte,
die schon vergilbten Farben
von grauen Seufzern
fortgetragen.
Zwischen Laubes Schatten
regen geisterhaft
sich vage Gesten
längst entschwundener Freunde.
Wir sitzen Haupt an Haupt geneigt,
Hand in Hand,
Bild im Abschiedsbild der Welt.
Alle Klage, alle Sehnsucht schläft,
die Eulen, die Nachtigallen schlafen.
Nur der leise Wind der Nacht
zupft spielend dir am Seidenschal
mit den zarten Blumenmustern,
windet spöttisch mir und lässlich
die sich sträubt, die weiße Locke.
Dein Händedruck wird fester, zuckt,
dann löst er sich, ich gebe dir mit meinem
einen letzten Gruß der Wärme
von einem Herz, das leiser schlägt,
als glühte Mohn im Blut.
Und dein Gruß ist ein erstauntes „Ach!“.
So sitzen wir am Rand des Walds, des Tals,
geschlossenen Auges fühlen wir den Fluß
mit Blättern, die wirbelnd bald versinken,
uns durchfließen wie einen fremden Atem,
der ans andre Ufer drängt.
So sitzen wir am Rand des Walds
wie an überrankten Tores Schwelle,
betaut von dunkelgrünen Rätseln,
als wären wir in Stein gehauene Figuren.
Und wenn das Wasser golden blitzt,
und fern die Morgenglocken rufen,
so sehen wir es nicht, hören es nicht mehr.
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