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Abendlicher Dank

05.02.2022

Ich klopfte an des Dichters Pforte,
daß ich lauschte hohem Worte
und von seines Mundes Blume
fiele Tau auf meine trockne Krume.
Doch der Dichter lag gehüllt
in dämmerbleichem Tuche,
das Blatt der Stirn zerknüllt,
die Hand schlaff auf dem Buche,
das er, das ihn nicht ausgelesen,
als wär die Dichtung nur,
Gelispel auf der Spur,
ein Schlaf im Schnee gewesen.

So wandte ich mich um zum Tage,
ob heißer Hauch die Klage
mir von den Lippen wischte,
in das Gemüt, das taube,
des Sommers Natter zischte,
ob’s grünte noch im Staube.
Ich lugte durch Gezweige,
was unverhofft sich zeige.

Dort hüpft zum Kind ein Hündchen,
bringt ihm den Ball, den roten,
in seinem treuen Mündchen,
und legt die Wuschel-Pfoten
ihm auf das Knie gar sacht.
Da hab ich alles es bedacht.

Als sie sich wieder trollten,
und Schäfchenwolken schmollten,
wie Schattenspiel-Figürchen
schlüpften in ein Gartentürchen,
ward mein Heimweh überblaut
von azurnen Veilchen.
Hab noch ein stilles Weilchen
das goldne Abendweben,
süß erlöschend Leben,
dankbar angeschaut.

 

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