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Nebelschwaden überm Laacher See

22.07.2016

In einer Irrlicht-Watte
brütet die Sonne ihr Ei.

Immer stoßen die Puder-Schnäbel
der Lerchen gegen das Polster des Lichts
und zerstäuben im Schnee ihres Sirrens.

Aus der Krypta des Sees perlen Stimmen
von Kindern, die im Purpur-Tang
ihre Köpfe wogen und rollen.

Aber im Uferschlick saugen die Rohre
des Schilfs die goldgrünen Träume.

Steigst du, kristallener Mund,
aus dem Geysir der Nacht,
blaue Glocke des Läutens
mitten im Schwanenschlaf?

O Freund, du denke die Lippen,
die deine Seele gestreift,
des Ginsters goldene Küsse.

Aber im Schilf bebt es anders,
als trüge uns tief wie Gebet
das holde Gespenst eines Kahns
in das süße Rascheln und Knistern.

Wie in den Bausch der Gardine
preßt ein fahl-roter Mond
den Hauch eines Lieds.

Es spielt der Wind mit den Fäden,
die Frost und Tau über Zweige gespannt,
dem Silber-Schaum in den Wipfeln.

Und wie gescheuchte Reiher
entflattern die weißen Schwaden,
ein vager Flaum trudelt noch über dem See.

Bist duʼs, der mir winkt vom anderen Ufer,
und schwenkst einen blauen Zapfen,
sein Samen blinkt in der Sonne,

oder bin ichʼs, der sich hier vor Zeiten
die Einsamkeit fand, das warme Nest
mit den bunt gesprenkelten Eiern?

 

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