Stips – ein Spatzenleben III
„Wie kühl und weich ist Kirchenluft,
wie süß scheint ʼs Licht durch bunte Gläser.
Es wiegt sich schön im Weihrauchduft,
wie fern sind meine grünen Gräser.“
So tschilpte Stips, der fromme Spatz,
und flatterte um Menschen froher Riten,
um Kinder des Gefühls, die ihrem Schatz
die Zunge zum Freudenkuss entbieten.
Stips döste, unter ein Birett gekuschelt,
und plusterte sich beim tiefen Orgelbrummen.
Da wurde am Tabernakel getuschelt,
und musste alles Volk und Vieh verstummen.
Und Stips erwachte. Wie öde lag der Raum!
Ein fremder Schein schlich durch die Reihen.
Als wollte eines liebeskranken Engels Traum
das Heiligtum dem Mondlicht weihen.
Da schimmerte es hell auf dem Altar
wie Küchlein rund, wie Zuckerwecken.
Das sah das Spätzchen sehnsuchtswahr
und hüpft herbei, daran zu lecken.
Kommt der Priester, sieht es aufgebracht,
er eilt, den frechen Stips hinwegzuschassen
vom heiligen Brot. Das begann indes schon sacht,
in die Natur des Tieres sich hinabzulassen.
„Mir ist so überspatziglich zumut“,
sinnierte Stips im Flug, „die Flügel beben,
durch meine Kehle rieselt sanfte Glut.
Hier ist mehr denn Spatzenleben!“
Dem Stips ward leicht nach solcher Kommunion.
Er flog empor. Er hub an das große Singen
einer Nachtigall. Transubstantiation
am Spatz ließ solch ein Wunder gelingen.
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