Entweiht
Als mahlten Steine aus Granit und Gneis
die Perlen der Rosenkränze.
Als gurgelten im Baptisterium Putten
mit Spänen, Asche, schwarzem Tau.
Als würden Engel über Kies geschleift und ihre Flügel
in der Luft zerpflückt.
Die Pfeifen der Orgel sind zerbrochen.
Würmer winken mit den schwarzen Augenringen.
Aus den Registern sintern Sand und Taubenkot.
Die Pfeifen der Orgel sind zerbrochen.
Ameisen rennen im Spalier und wedeln
mit den Fragmenten eines Requiems.
Der lüsterne Wind lugt unter den Brokat
des Beichtstuhls und stöbert nach dem wahren Grund
für die Zerstörung des geweihten Orts
und den Untergang des Volks der Heiligen.
Aus den verkohlten Vätersitzen rußen Hymnen.
Fledermäuse koten auf Mariens Rosenwangen.
Über dem Reliquienschrein sylphidenzartes Züngeln,
als seufzte es durchs Rankenwerk des Weins.
Auf dem Schutt der Krypta,
wo sich in die Schlangenzunge bohrte
der Nagel mystischer Stille,
heulen Hyänen über einem Lamm,
das mit Augen lange schaut,
während das Leben aus den Adern rinnt,
und ihre Mäuler triefen.
Ein Ton wie von der Syrinx oder Glasharmonika
blutet fadenwurmig
aus der Rose des Kreuzgewölbes.
Ein Auge oder einer Hostie reiner Blick
verharrt in grauenvoller Schwebe
über dem besudelten Ziborium.
Als würde das Gold aus den Auren fließen.
Als würden Mosaike klingend springen.
Die Gewänder mit dem Alpha und dem Omega
sind zerschlissen vom Gelage, vom Geschmeiß.
Die goldenen Lettern des Logos
fressen Ratten mit den kalten Blicken.
Als würden wächserne Lilien auf den Altar geklatscht.
Als würden Engelsflügel zerrissen in der Luft.
Die Demut stiller Segenskerzen
löschten lachend schwarze Daumen.
Das Licht, das im Dunkel für die Seele sang,
im Schrei des Lammes brennt es ewig fort.
Als würden wächserne Lilien auf den Altar geklatscht.
Als würden Engelsflügel zerrissen in der Luft.
Comments are closed.