Beim alten Schreiner
Koblenz-Metternich, Trierer Straße
Da beugt er sich wieder vor, der alte Schreiner,
immer schniefend, seufzend,
die Riesenzähne der Kreissäge wollen losschreien,
wollen dich in die grellen Tücher
ihrer Schreie wickeln und windeln.
Doch es ist still, nur manchmal tropft
ein Tropfen von des Meisters Nase
in den Teppich von Holzwolle und Spänen,
stieben die Fasern und Röllchen
vom glatten Glanz des Werkstücks,
wenn der Alte heftig darüberbläst.
Versinkst du denn
in die zersplitterte Seele des Baums,
in die aufgewölbte Borke,
das hohle Auge des Astlochs,
wo einst das Fatum der Nacht,
die Eule, saß und sann
auf das leiseste Beben der Schatten?
Hier bist du allein mit dem Schicksal,
als wärest du das Holzstück,
eingespannt auf der Werkbank,
als würden die Hörner der Seele, der Wundwuchs,
ratsch, ratsch weggehobelt –
wie sie vor der Nase dir fliegen,
die hölzernen Locken und Girlanden!
Ach, hätte er dich gehobelt und geglättet,
prüfend dich gegen die Lampe gehalten
und für gut befunden, eingebaut zu werden
als verborgene Leiste eines Schränkchens,
als nützliche Lehne des Stuhls.
So aber musst du dich trollen,
mit deinen Knorpeln und Knubbeln,
nicht ganz und nicht Teil,
musst am Ufer des Lebens harren,
wo die Formen wachsen und reifen.
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